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VSS 1-2 2015

Wirkungsanalysen von Verkehrsprojekten in der Stadt Zürich Die Stadt Zürich überprüft die Wirkung ausgewählter Verkehrsprojekte mit baulichen und betrieblichen Änderungen systematisch und nutzt so eine Informationsquelle für künftige Planungen und Investitionen, aber auch für die Verkehrspolitik. An den Gesamtprojektkosten machen Wirkungsanalysen nur einen geringen Teil aus. Sie sind daher ein effizientes und transparentes Mittel, um die Wirkungszusammenhänge zu überprüfen. Wirkungsanalysen basieren auf empirischen Daten und systematischem Vorgehen. Die Stadt Zürich überprüft so die Qualität aus- gewählter baulicher und betrieblicher Ver- kehrsmassnahmen und nutzt das erkannte Potenzial zur Optimierung der Projektent- wicklung. Der Artikel beschreibt die Überle- gungen der Stadt Zürich bei der Konzeption von Wirkungs- analysen und illustriert diese an aktuellen Praxisbeispielen. Kein Gegenstand des Fachartikels sind weitere Evaluationen von Projekten wie etwa das Monitoring von Baustellen oder das Controlling. Charakteristik von Wirkungsanalysen Ein systematisches, zielgerichtetes und reproduzierbares Vorgehen ist der Kern jeder Wirkungsanalyse. Ausgangs- punkt ist jeweils ein massnahmenspezifisches Wirkungs- modell, welches die vermuteten Zusammenhänge zwischen einer Massnahme und deren Effekte am Beispiel ausgewähl- ter Indikatoren abbildet. Das Wirkungsmodell ist zentral, um die Nettowirkung einer Massnahme zu erfassen und von anderen Einflüssen zu unterscheiden. Der Nettoeffekt beschreibt die ausschliesslich auf den realisierten Massnah- men beruhende Wirkung. Im Gegensatz dazu umfasst der Bruttoeffekt die insgesamt messbare Massnahmenwirkung zusätzlich weiterer Einflüsse wie etwa Bevölkerungs- und Verkehrsentwicklung. Ein Wirkungsmodell aufzustellen ist unerlässlich, damit durch Messung der Bruttoeffekte die (Netto-)Wirkungen von Massnahmen nicht über- oder unterschätzt werden. Wir- kungsanalysen werden bei ausgewählten Verkehrsprojekten mit baulichen oder betrieblichen Massnahmen durchgeführt und die Erkenntnisse jeweils in einem Bericht dokumentiert. Letzterer legt Projektmassnahmen, das Wirkungsmodell einschliesslich der Wirkungszusammenhänge, eingesetzte Methoden, durchgeführte Erhebungen und deren Ergebnisse dar und fasst wichtige Erkenntnisse zusammen. Eine Foto- dokumentation veranschaulicht die Veränderungen. Arten von Wirkungsanalysen Wirkungsanalysen vergleichen den Zustand nach Massnah- menumsetzung mit einem Referenzzustand. Bei Letzterem DE handelt es sich entweder um den ursprüng- lichen Zustand, den anhand des Wirkungs- modells definierten geplanten Endzustand oder um eine Vergleichsgruppe. Dement- sprechend lassen sich grundsätzlich drei Ar- ten von Wirkungsanalysen unterscheiden: Vorher-Nachher-Vergleich, Soll-Ist-Vergleich und experimentelles Design. In der Praxis wendet die Stadt Zürich Vorher-Nachher-Vergleiche am häufigsten an, bei wel- cher die Situation nach Massnahmenumsetzung mit jener von vorher verglichen wird. Teilweise werden mehrere Nacherhe- bungen durchgeführt, um kurz- von langfristigen Wirkungen zu unterscheiden. Ziele Im Sinne einer Qualitätssicherung belegen Wirkungsana- lysen Massnahmeneffekte sachlich anhand standardisierter Vergleiche von meist quantitativen Indikatoren. Dies erlaubt allfällige Quervergleiche mit ähnlichen Vorhaben und ist insbesondere bei Innovationsprojekten von Bedeutung, bei denen solche Grundlagen fehlen. Wirkungsanalysen helfen, unerwartete oder ungünstige Nettoeffekte frühzeitig zu er- kennen und allfällige Optimierungsmassnahmen einzuleiten. Bei politisch umstrittenen Vorhaben und Investitionen wird gezeigt, ob und welche der befürchteten Wirkungen tatsäch- lich eintraten. Erkenntnisse und Erfahrungen werden in Be- richten dokumentiert, sodass daraus einerseits gelernt und andererseits über das Projekt und den Einsatz öffentlicher Gelder transparent Rechenschaft abgelegt wird. Geeignete Verkehrsprojekte Die Bandbreite von Vorhaben, für die eine Wirkungsanalyse sinnvoll ist, reicht von komplexen Grossprojekten mit gross- räumigen Auswirkungen bis zu kleineren Vorhaben mit Inno- vationscharakter. Neben solchen Pilotprojekten sind Wirkungs- analysen bei verschiedenen Gelegenheiten sinnvoll: bei neuen Netzelementen, bei Massnahmen mit unsicherer Wirkung oder von hoher Komplexität, bei auf Verkehrsmodellen basierenden Massnahmen, bei umstrittenen Vorhaben und bei Grossbaustel- len. Die Tabelle auf der folgenden Seite (Abb. 1) fasst Kriterien zur Auswahl geeigneter Verkehrsprojekte und die jeweiligen Nutzen von Wirkungsanalysen zusammen. VON ROBERT DORBRITZ Dr. sc. ETH, Dipl.-Math. oec. Projektleiter Mobilitäts- management, Tiefbauamt, Stadt Zürich FACHARTIKEL | ARTICLES TECHNIQUES38 STRASSEUNDVERKEHRNR.1-2,JANUAR-FEBRUAR2015 ROUTEETTRAFICNo 1-2,JANVIER-FÉVRIER2015

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