FORSCHUNG RECHERCHE 37 DE FORSCHUNGSBERICHT NR. 1520 Nächtliche Immissions prognosen von Strassenlärm (Hochleistungsstrassen) B+S AG, Bern RENÉ BAYER MARK STRÖHLE EMPA, Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt KURT HEUTSCHI, Dr. Forschungsprojekt ASTRA 2008/013_OBF auf Antrag des Bundesamtes für Strassen (ASTRA) Langjährige Erfahrungen aus der Praxis zeigen, dass bei Strassenverkehrslärm (Hochleistungsstrassen) teilweise grosse Differenzen zwischen Messungen und rechnerischen Prognosen insbesondere während der Nacht auftreten. Heu- tige Prognosemodelle für Strassenver- kehrslärm wie StL-86+ oder SonRoad berücksichtigen zwar den Einfluss von Verkehrsmenge oder Fahrzeug geschwindigkeit und Fahrzeugmix, an- dere Einflussfaktoren wie Oberflächen- temperatur des Fahrbahnbelages, Spur- belegung oder atmosphärische Einflüsse (Wind, Temperaturschichtung) bleiben jedoch gänzlich unberücksichtigt. Ziel des Forschungsprojektes ist die Quantifizierung der systematischen Tag-/Nachtunterschiede speziell bei Hochleistungsstrassen (Nationalstras sen). Mithilfe eines praxisnahen Ansat- zes sollen kritische Fälle hinsichtlich Prognoseunsicherheit besser identifi- ziert und einheitlich geregelt werden. Im Rahmen der vorliegenden Untersu- chungwurden2010Lärmmessungenüber Anzeige Lesen Sie «Strasse und Verkehr» jetzt auch online oder auf Ihrem Tablet als e-paper! Lisez dès maintenant «route et trafic» également en ligne ou sous forme de e-paper sur votre tablette! www.vss.ch strasse und verkehr route et trafic 112014 its: Wie London und Lyon eine nachhaltige verkehrsplanung gestalten vss-erfolgsstory: aus- und Weiterbildungen sind konstant ausgebucht einfluss des siedlungswachstums auf die Leistungsreserven im verkehrsnetz its: comment Londres et Lyon mettent en œuvre une planification durable du trafic succès à la vss: les formations et les formations continues sont constamment prises d’assaut influence de la croissance urbaine sur les réserves de performances du réseau • Knoten: Modellansatz V1 (1 Achse, signalisierte Geschwindigkeit auf Anschlüssen) • Kreisel: Modellansatz V3 (1 Achse, signalisierte Geschwindigkeit, 30 km/h auf Kreiselfahrbahn und auf Anschlüssen innerhalb 50 m Abstand zum Kreiselmittelpunkt). Lärmpegelveränderungen im Vergleich zur freien Strecke Im Nahbereich (Abstand ca. 25 m zu An- lagemitte) von Knoten ist im Vergleich zur freien Strecke im Mittel mit einer Pegelveränderung +0,5 dBA zu rechnen. Im Nahbereich von Kreiseln beträgt diese zwischen 0 dBA (Ausfahrbereich) bis -1 dBA (Einfahrbereich). Einflussgrössen Aufgrund zahlreicher Einflussgrössen stand bei der vorliegenden Forschung die Erhebung des Gesamteinflusses von Knoten und Kreiseln im Vordergrund. Für die während der Messkampagne flä- chendeckend erhobenen Einflussgrössen konnte jedoch der statistische Einfluss auf die Lärmpegel ermittelt werden. • Strassenbelag: Das Ausmass des statistischen Einflusses des Strassen belages unterstreicht dessen Wich- tigkeit auch in Bezug auf die Lärm emissionen bei Knoten- und Kreisel- situationen. • Fahrgeschwindigkeit: In Bezug auf die Fahrgeschwindigkeit konnte kein statis- tischer Einfluss nachgewiesen werden. • Fussgängerstreifen: Bei Messpunk- ten in der Nähe eines Fussgänger- streifens fallen die Lärmpegel im Mittel ca. 1 dBA leiser aus als bei solchen ohne Fussgängerstreifen. einen längeren Zeitraum an verschiede- nen Orten in der Schweiz vorgenommen. Zusätzlich wurden die Jahresdaten von 2010 aus 36 Meteo-Schweiz-Stationen sowie 31 ASTRA-Verkehrszählstellen statistisch ausgewertet. In einer weiteren Bearbeitungsphase wurden rechnerische Schallausbreitungssimulationen mittels Ray Tracing (Strahlverfolgung) durchge- führt. Hierbei wurde insbesondere die Wirkungsreduktion von Schallhindernis- sen bei förderlichen Ausbreitungsbedin- gungen evaluiert. Die wichtigsten Unter- suchungsergebnisse sind: • In Anlehnung an den Normentwurf ISO 1996-2 wurden 4 Ausbreitungs- klassen definiert, welche im Wesent- lichen von der Temperaturschich- tung und der Windgeschwindigkeit in Ausbreitungsrichtung abhängen. • Die Ausbreitungsdämpfungen variie- ren je nach Meteosituation erheblich: Von hinderlichen zu stark förder- lichen Meteobedingungen liegt die Differenz der Dämpfungen zwischen 1,8 bis 4,7 dBA. • Am Tag sind die Ausbreitungsbe- dingungen hauptsächlich durch den Wind geprägt. In der Nacht hingegen liegt die Häufigkeit von wind- und in- versionsbedingten stark förderlichen Ausbreitungsbedingungen an vielen Messstationen bei mehr als 50 %. • Alle quellseitigen Aspekte wie Ver- kehrsmenge, Geschwindigkeit, Spur- belegung, Fahrzeugmix, Fahrweise sowie Belagstemperatur führen ge- samthaft zu einer nächtlichen Emis- sionszunahme von 0,5 dBA. Basierend auf den Auswertungen wird ein praxisnahes Verfahren zur Abschätzung der Tag-/Nachtunterschiede entwickelt.