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VSS_1_2_2016

Pragmatisches Erhaltungs- management für Gemeindestrassen Die Schweiz gehört weltweit zu den Staaten mit dem höchsten Bruttoinlandprodukt pro Kopf. Leistungsfähige Strassen mit einer hohen Verfügbarkeit tragen wesentlich zum wirtschaftlichen Erfolg bei. Die Gemeindestrassen übernehmen die wichtige Rolle der «letzten Meile» bei der Befriedigung der Mobilitätsbedürfnisse. Gleichzeitig sind sie Lebensraum und Träger der Netz- infrastrukturen. Bei der Erhaltung dieser Strassen sind Gemeinden konfrontiert mit Geld- und Ressourcenknappheit, widersprüchlichen Nutzungsansprüchen und komplexen Koordinations- aufgaben. Ein systematisches Infrastrukturmanagement hilft den Gemeinden. Einfache Metho- den und pragmatische Hilfsmittel unterstützen die Verantwortlichen und schaffen Transparenz in Bezug auf Kosten, Leistung und Wirkung im Erhaltungsmanagement von Gemeindestrassen. Rund 2300 Gemein- den sind Eigentü- mer der kommuna- len Strassennetze. Mit einem Wieder­ beschaffungswert von 67 Milliarden Franken sind die rund 52 000 km Gemeindestrassen[1] das wertvollste Strassennetz in der Schweiz. Die Fokusstudie 54[1] schätzt den Finanzbedarf für seine Werterhaltung auf jährlich 1390 Millionen Franken. Der Erhaltungsauftrag für diese grossen Werte stellt für die Strassenverantwortlichen in den Gemein- den eine gewaltige Herausforderung dar – in vierfacher Hin- sicht: • Geld: Eine Spezialfinanzierung, wie sie der Bund und die Kantone für die Aufgaben des Strassenwesens kennen, gibt es auf der kommunalen Stufe nicht. Die Gemeinden leisten die Finanzierung der Erhaltungs- massnahmen aus der allgemeinen Gemeindekasse. • Ressourcen: Die Strassenverantwortlichen in den Gemeinden sind in den allermeisten Fällen gleichzei- tig auch für weitere wichtige Ver- und Entsorgungs­ infrastrukturen zuständig. Entsprechend sind die Ressourcen Zeit und Fachkompetenz für die Wahr­ nehmung des Erhaltungsauftrags häufig zu knapp. • Nutzungsdruck: Im Siedlungsgebiet sind Strassen immer auch Lebensräume. Gestaltung und Verkehrs- regime müssen den unterschiedlichsten Nutzungs­ ansprüchen gerecht werden: Mischverkehr, Behinder- tengerechtigkeit, Aufenthaltsqualität, Sicherheit für alle. Die im Raumplanungsgesetz[2] verankerte Verdichtung nach innen erhöht den Nutzungsdruck auf Strassen im urbanen Raum in Zukunft noch einmal stark. • Komplexität: Strassen im Siedlungsgebiet sind Träger der leitungsgebundenen Ver- und Entsorgungsinfra- DE strukturen. Die ver- schiedenen technischen Systeme weisen ein unterschiedliches Alterungsver­halten auf. Für alle Massnah- men in und an Strassen drängt sich darum eine Koordination auf. Ziel müsste es sein, die Lebenszykluskosten des Gesamtsystems zu minimieren. Das Handbuch Infrastrukturmanagement[3] leistet eine wert- volle Unterstützung an die Verantwortlichen bei der Bewäl- tigung dieser Herausforderungen. Darin ist Infrastruktur­ management (IM) die Summe aller systematischen und koor- dinierten Aktivitäten, um die erforderlichen Infrastrukturen zu identifizieren, zu erstellen, deren Zustand und Leistungs- fähigkeit zu bestimmen, zugehörende Risiken zu ermitteln und notwendige Sanierungs- und Erneuerungsmassnahmen umzusetzen, damit die definierten Leistungen über den gan- zen Lebenszyklus erreicht werden können. Es fokussiert auf die systemübergreifende Steuerung, die aus 13 Kern­ elementen aufgebaut ist und beschreibt die Steuerung in vier Führungszyklen (siehe Abbildung 1): 1. Zustandsbeurteilung, Planung 2. Projektierung und Realisation 2. Operatives Controlling und kontinuierliche Verbesserung 3. Politisch-strategisches Controlling Strassenerhaltung als Teil des Infrastruktur­ managements in der Gemeinde Die Strassenerhaltung ist im ersten Führungszyklus «Zu- standserfassung und Planung» enthalten. Sie ist zentral, weil die Strassenoberfläche die Plattform für die vielfältigen Nutzungen ist und weil der Strassenkörper die Leitungs- netze beherbergt. Methodische Grundlage für den Aufbau eines einfachen Erhaltungsmanagements der Strassen in der Gemeinde kann das Grundmodell Werterhalt (siehe Abbil- VON MARTIN BÜRGI Dipl. Ing. ETH/SIA, NDS Unternehmensführung, Geschäftsführer WIFpartner AG VON ALEX BUKOWIECKI GERBER Dipl. Ing. ETH (Umweltingenieur), EMBA Berner Fachhochschule, Geschäftsführer Organisation Kommunale Infrastruktur FACHARTIKEL ARTICLES TECHNIQUES 32 STRASSE UND VERKEHR NR. 1-2, JANUAR-FEBRUAR 2016 ROUTE ET TRAFIC N o 1-2, JANVIER-FÉVRIER 2016

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