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VSS 1-2 2015

Sicherheitsmanagement der Strasseninfrastruktur im Ausland Im Jahrzehnt der Sicherheit des Strassenverkehrs spielt das Sicherheitsmanagement der Strasseninfrastruktur eine tragende Rolle. Der Blick ins Ausland soll eine Einordnung der Vorgehensweisen in der Schweiz ermöglichen und Ansätze für Weiterentwicklungen aufzei- gen. Der Artikel orientiert sich an den fünf zentralen Sicherheitsinstrumenten sowie den dafür erforderlichen Datengrundlagen. Die Vereinten Nationen haben vor fünf Jahren das Jahrzehnt der Sicherheit im Strassenverkehr ausgerufen. Im zugehöri- gen «Global Plan of Action for the Decade of Road Safety 2011–2020» (UN 2011) werden fünf Säulen der Sicherheitsarbeit definiert: Sicherheitsmanagement, sichere Strassen und Verkehr, Fahrzeugsicherheit, sichere Verkehrs- teilnehmer und Unfallversorgung. Die ersten beiden Säulen wurden 2013 mit einer entsprechenden Gesetzesänderung in der Schweiz – trotz einer schon sehr guten Ausgangslage – gestärkt (Artikel 6a SVG). Bestehende und neu entwickelte Verfahren wurden unter den «Infrastruktur-Sicherheitsinstru- menten ISSI» zusammengefasst (ASTRA 2013). Im Vergleich mit europäischen Ländern steht die Schweiz gut da, weist aber noch Verbesserungspotenzial in Hinblick auf die Spitzenrei- ter auf (siehe Abb. 1). Vor diesem Hintergrund widmet sich der folgende Artikel dem Sicherheitsmanagement der Stras- seninfrastruktur im Ausland. Road Safety Audit RSA Das RSA ist international als standardisiertes Verfahren am weitesten verbreitet (Matena et al. 2005), um die Berücksich- tigung von Sicherheitsaspekten in der Planung zu stärken. Aktuell ist eine flächendeckende, alle Projektgrössen und Strassenkategorien umfassende Anwendung des Audits nicht gegeben, selbst in Ländern mit einem hohen Sicherheitsstan- dard wie z. B. den Niederlanden (SWOV 2012). Der Nutzen von Audits ist mehrfach nachgewiesen worden. In den meis- ten Fällen steht ein Vielfaches an Nutzen den Aufwänden für ein Audit entgegen (Macaulay & McInerney 2002, DVR et al. 2004). Vereinzelt wird die Anwendung des Audits als Voraussetzung für die Finanzierung von Planungsprojekten bspw. durch die Europäische Investitionsbank EIB gefordert (EIB 2013). Der Grossteil der durch Audits identifizierten Defizite resul- tiert aus Verstössen gegen Entwurfsnormen (Baier 2006). Ein alleiniger Bezug auf die Entwurfsnormen als Auditgrundlage wird aber als unzureichend angesehen (Elvik 2011). Aktuelle Erkenntnisse zum Sicherheitseinfluss sind dort nicht immer berücksichtigt. In Deutschland wird ein Grossteil der gefunde- nen Defizite als schwerwiegend im Sinne der Auswirkung auf DE das Unfallgeschehen eingeordnet. Defizite auf Innerortsstrassen betreffen häufig den Langsamverkehr (Baier 2006). Generell wird empfohlen, Audits möglichst frühzeitig im Planungsprozess zu integrie- ren. Gründe sind eine höhere Akzeptanz für Planungsänderungen sowie deren kosten- günstigere Realisierung (Matena et al. 2008). Audits kurz vor und nach der Verkehrsfreigabe sind in manchen Ländern der Standard. In Irland werden Erhaltungsprojekte, in den USA und Norwegen zusätzlich Baustelleneinrichtungen auditiert (Matena et al. 2005). Generell wird ein Trend zur Bearbeitung in Auditteams festgestellt. Neben dem Vier-Augen-Prinzip und einer interdisziplinären Auditierung wird dadurch ein Know-How-Transfer zwischen Fachleuten in der Praxis ge- währleistet. In Grossbritannien existieren hierfür abgestufte Anforderungen an Auditteamleiter, -mitglied und -beobachter (The Highways Agency et al. 2003). Ein ähnliches Ziel verfol- gen Peer-to-Peer-Programme in den USA. Erfahrene Sicher- heitsexperten der nationalen Verkehrsbehörde werden dort in lokale Strassenverwaltungen entsendet (FHWA 2014A). Die Akzeptanz der Auditergebnisse durch den Strasseneigen- tümer ist ein häufig erwähntes Problem der Umsetzungspra- xis. Mit der Revision des britischen Auditregelwerks werden standardisierte «Audit response reports» integriert. Strassen- eigentümer sollen darin die Ablehnung von durch Audits iden- tifizierten Defiziten formal begründen. Dieses Dokument wird dann Teil der Planungsunterlagen (The Highways Agency et al. 2014). Die Evaluation von Audits im Nachgang ist wichtig und wird noch zu wenig praktiziert (Elvik 2011). Wiederholt auftre- tende Planungsdefizite zeigen u. U. einen Anpassungsbedarf in der Auditorenausbildung oder im relevanten Regelwerk. Ein Rückgang von Defiziten deutet auf eine nachhaltige Aus- wirkung des Auditierens in der Planungspraxis hin. Road Safety Inspection RSI Die RSI als Verfahren der Strassenerhaltung dient der (visuel- len) Prüfung des bestehenden Strassennetzes vor Ort (SWOV 2012). In Grossbritannien oder Dänemark ist die Inspektion ein Teil des Auditverfahrens (Lutschounig et al. 2005, The Highways Agency et al. 2003). Die Bandbreite an RSI-Verfah- VON HAGEN SCHÜLLER Dr.-Ing., Berater Sicherheitsmanagement, PTV Transport Consult GmbH THEMA | THÈME24 STRASSEUNDVERKEHRNR.1-2,JANUAR-FEBRUAR2015 ROUTEETTRAFICNo 1-2,JANVIER-FÉVRIER2015

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